Rechtschreibung und Lesen

Rechtschreiben: Das Visuelle Lernen bietet für Rechtschreibprobleme eine andere Lösung an als Konzepte, bei denen Legasthenie als Krankheit angesehen wird. Auch für eine genetische Disposition gibt es bisher keine belastbaren Beweise. Nach unserer Erkenntnis liegt eine ungünstige gedankliche (mentale) Lern- und Erinnerungsstrategie vor. Bei den üblichen Unterrichts- und Fördermethoden lernen Schüler, dass sie das Wortbild über den Klang bilden (sollen). Das ist vergleichbar mit der Sprachausgabe eines PC. Diese Denkweise führt dazu, dass sie Wörter nach Gehör und damit oft falsch schreiben. Wenn man sich die Fehler näher anschaut, dann wird ersichtlich, dass die Fehlerquelle vor allem bei den nichtlautgetreuen Wörtern liegt. Schwache Rechtschreiber versuchen primär, phonetisch zu schreiben, d. h. sich das Wort innerlich vorzusagen und es selbst zu hören. Ebenso kontrollieren sie das geschriebene Wort über den Klang.

Gute Rechtschreiber dagegen speichern Wörter als Wortbilder ab und reproduzieren sie als Wortbilder. Die Kontrolle des geschriebenen Worts erfolgt über das mental gespeicherte Wortbild. Gute Rechtschreiber rufen also die Schreibweise gezielt aus der Erinnerung ab. Somit ist es für eine gute Rechtschreibleistung absolut erforderlich, dass man lernt, bewusst Wortbilder abzuspeichern und zu korrigieren.

Beim Lesen eines Textes findet ein Abgleich zwischen den mental abgespeicherten Wortbildern und den Lesewörtern statt. Der Leseprozess verläuft flüssig und fehlerfrei, wenn der Leser alle Wörter des Textes in seinem mentalen Lexikon abgespeichert hat. Hier gilt: Der Wortschatz wächst mit dem Lesen. Geübte Leser erfassen mehrere Worte auf einmal. Je größer das Sichtfeld beim Erfassen der Worte ist, desto größer ist das Lesetempo.

Sinnerfassendes Lesen: Zu einem Wort gehören nicht nur das Wortbild und der Wortklang, sondern auch die Bedeutung, die es für den Leser hat. Die Bedeutung besteht aus den Assoziationen, gebildet aus den Sinneswahrnehmungen (Bilder, Klänge, Gefühle, Gerüche und Geschmacksempfindungen). Sie werden beim sinnerfassenden Lesen aufgerufen. Geschieht das nicht, dann wird Lernen aus gedruckten Texten (Lehrbücher) zur Qual, weil „nichts hängen bleibt“. Sinnerfassendes Lesen lässt sich durch eine Anpassung der Erinnerungsstrategie leicht lernen.